Sie nennen es Aufklärung und ein Bewusstsein für die Depression als Krankheit zu schaffen – ich nenne es Illusion, um Erklärungen für die Fehlschläge unseres gesellschaftlichen Systems zu finden.
Ein System, das rational darauf ausgerichtet ist, alles in einem irrsinnigen Zahnrad des Funktionierens zu halten, statt menschliche Bedürfnisse zu berücksichtigen, macht uns zwangsläufig krank – nicht nur depressiv.
Gesundheitssystem und Medikamente gaukeln uns ein Interesse an der Gesundheit vor, während der richtige Blick auf das Wort „Krankheit“ völlig fehlt.
„Wer nicht fühlen will, muss leiden.“
Schauen wir uns das mal näher an.
Was Krankheit wirklich ist
Mit Krankheit ist das so: wenn wir sie spüren, heilen wir bereits.
Dazu 4 unterschiedliche Fälle:
Körper: Wenn du eine Grippe oder Schnupfen hast, befindet sich der Körper bereits in der Heilung. Er fährt die Temperatur hoch und wendet all unsere Energie auf die Bekämpfung der Erreger auf. Wir befinden uns also auf dem Weg der Genesung, während wir die Krankheit selbst gar nicht mitbekommen haben.
Psyche: Wenn du dich in der Traumaheilung befindest und stark getriggert wirst, kann es dich all deine Energie kosten und du kannst sogar kurzzeitig krank werden, weil deine Psyche stark arbeitet. Ein Zeichen dafür, dass sie heilt.
Psyche & Körper: Wenn du Gefühle jahrelang unterdrückst und deine Bedürfnisse verdrängst, wirst du zwangsläufig krank. Du kennst das sicher als Burnout, was nichts anderes ist, als dass der Körper endlich die Reißleine zieht. Er will heilen.
Psyche & Körper: Krankheiten mit hoher Todesrate, wie Krebs, sind die Manifestation verdrängter Gefühle im Körper. Er versucht zu heilen, was er nie heilen durfte. Vielleicht ist es jetzt zu spät.
Du siehst, unser Körper ist immer das Sprachrohr unserer Psyche. Wir können die beiden nicht getrennt betrachten.
Was die Schulmedizin dafür macht, uns ungesund zu halten
Medikamente und schnelle Symptombehandlung. Punkt.
Statt dem Körper Ruhe zur Heilung zu gönnen, stopfen wir uns mit Tabletten voll, um zu funktionieren. Wir rennen zur 5. Diagnose, machen 10 Untersuchungen und nehmen die volle Bandbreite an bunten Pillen und OPs bevor wir uns dem zuwenden, was die Ursache ist: unsere Gefühle. Unsere Psyche und all das, was wir seit Kindheit an unterdrücken.
Wieso?
Weil wir dann nicht mehr funktionieren würden. Weil wir dann Ruhepausen bräuchten, nicht jeden Tag die volle Leistung bringen und einen tieferen Sinn im Leben suchen würden.
Wieso Depressionen nicht existieren
Ich will dir kurz meine Geschichte erzählen. Bei mir wurden mit 19 Jahren Depressionen und Angststörungen diagnostiziert. Die folgenden 9 Jahre habe ich Antidepressiva und Beruhigungsmitteln geschluckt.
Damit ich funktioniere. Wie ein Zombie bin ich täglich aufgestanden, zu meinem langweiligen Job gefahren, habe meine noch langweiligeren Beziehungen geführt und nicht verstanden, wieso ich jeden Tag weine.
Jeden Tag habe ich versucht, hinter die Mauer zu blicken und habe nichts gesehen. Klar, ich war ausgeknockt. Ich sollte ja nichts fühlen. Ich sollte leben, existieren und funktionieren – fürs System. Damit es eben läuft.
Meine Bedürfnisse waren völlig irrelevant.
9 Jahre später habe ich ganz ruhig beschlossen, alle Tabletten abzusetzen.
Zuerst kamen meine Depressionen mit voller Wucht zurück und ich hatte nicht nur einen Tag, an dem ich über Suizid nachdachte.
Wie hätte ich auch mit der ungestümen Menge an Emotionen klarkommen sollen, die nach so vielen Jahren ungehindert auf mich einprasselten?
Mir blieb die Luft zum Atmen, ich hatte Panikattacken und all das, was du sicher auch kennst.
Erst 3 Jahre später, als ich mich immer und immer wieder meinen Gefühlen gestellt habe, immer tiefer reinging ins fühlen, in meinen Körper, in MICH, da wurde mir klar: ich hatte nie Depressionen.
Depressionen gibt es nicht. Genauso wenig, wie es Krankheiten gibt (mit Ausnahme enormer Psychosen, das wiederum hat aber andere Gründe).
Denn was wir da unterdrücken und „behandeln“ sind nicht Krankheiten, sondern den wahren Menschen.
Wir lernen nie zu fühlen, wir lernen nie uns wahrzunehmen.
Wir lernen zu funktionieren, im Kindergarten, in der Schule, im Job, in der Familie.
Wir lernen nie, den anderen als Ganzes, einzigartiges Wesen wahrzunehmen, sondern stülpen jedem unsere Erwartungen über.
Und in diese versuchen wir uns reinzupressen, um zu gefallen, um akzeptiert zu werden, um ein Teil des Ganzen zu sein. Um zu überleben, wären wir noch in der Steinzeit. Aber der Mensch entwickelt sich weiter, wird intelligenter.
Je mehr ich zu mir finde, desto wütender macht es mich, wie ich jahrelang versucht habe, mich zu verbiegen. Für andere – nie für mich!
Ich kann mich an mehr als einen Menschen erinnern, der mich damals nach meinen Tabletten fragte, damit ich wieder „ertragbar“ bin. Damit ich meine Grenzen, Wünsche und Bedürfnisse nicht äußere.
Ach, und wir spalten Menschen in Persönlichkeiten, intro- und extrovertiert, statt schlicht jeden so anzunehmen, wie er ist. Irrsinn!
Wir erschaffen Menschen, die Zuneigung und Liebe nicht mehr annehmen können, weil nichts davon mehr unter der Glaskugel der Erwartungen existiert.
Wie wir wirklich gesund werden können
Uns fühlen lernen.
Für mich – und darum kann sich das kaum einer leisten – war das erst möglich, als ich mich 2021 Selbständig machte und allein im Homeoffice saß.
So konnte ich jeden Tag entscheiden, ob ich in der Lage bin zu arbeiten, die Konzentration dafür aufbringen kann oder meine Psyche Ruhe braucht.
2022 habe ich viele, viele Tage und Wochen im Bett oder auf dem Sofa verbracht. Mal weinend, mal gefühllos, mal wütend und verzweifelt. An all den anderen Tagen habe ich gearbeitet, mit doppelter Leistung und völlig losgelöst und vor allem… mit Freude!
Ich habe gelernt, in meinem Rhythmus zu arbeiten, so wie es für mich möglich ist. Auf meinen Körper zu hören und mir immer dann, wenn wieder ein Trauma getriggert wurde, Ruhe zu geben.
Genau das können blinde Systemgänger sich nicht leisten. Naja, sind wir ehrlich: wir brauchen sie. Sonst müsste wieder jeder von uns sein eigenes Feld umgraben. Allerdings haben DIE auch keine Depression, die brauchen Systeme, um überleben zu können.
Einfach morgens nicht zur Arbeit kommen, weil es psychisch grade nicht geht?
Mal einen Tag weniger Leistung bringen?
Unmöglich.
Mittlerweile ist eine Depression schon die anerkannteste Erklärung. Die versteht jetzt wenigstens fast jeder.
Ein Deckmantel für all das, was in jedem von uns vorgeht. Was die einen nur besser unterdrücken als die anderen.
Die gesellschaftstauglichere Erklärung, denn spirituelles Erwachen würde auf zu viel Unverständnis stoßen.
Doch es ist eben nicht damit getan, ein paar Monate wöchentlich zur Therapie zu gehen.
Es ist nicht damit getan, ein paar Wochen zur Kur zu gehen und sich ab und an krankschreiben zu lassen.
Das löst das Grundproblem des Systems nicht, dass wir jeden Einzelnen nicht sehen.
Dass wir einfach alle nehmen und in einen Topf pressen. Die Individualität bereits in der Schule nehmen und in graue Maschinen verwandeln.
Um wieder fühlen zu können, brauchen wir unfassbar viel Selbstreflexion, Mut und Verständnis.
Nur so finden wir zu unserem wahren Selbst, unserer Spiritualität.
Wenn wir immer gelernt haben, Gefühle zu unterdrücken, ist es unglaublich schmerzhaft, sie wieder zuzulassen. Denn was da zuerst hochkommt, sind all die negativen Gefühle, die, welche wir durch all die Arbeit, Hobbies und sinnlosen Ablenkungen versucht haben zu verdrängen.
Genau die sind es, die dann mit voller Wucht hochkommen.
…und der Großteil denkt immernoch, depressive Stimmung wäre etwas Schlechtes, so bekommen wir es beigebracht. Statt zu verstehen, dass genau das nötig ist, der Schmerz nötig ist, um zu heilen. Dass genau DA etwas in uns passiert und aufbricht und wir durch diesen Schmerz hindurchmüssen, um ihn aufzulösen. Weil er sonst immer stärker wird. Weil wir nur depressiv werden, weil wir ihn unterdrücken und nicht fühlen wollen. Dabei gehört der Schmerz zur Freude, wie Leben zum Tod, Tag zur Nacht, Oben zu Unten. Dualität, es muss immer von beidem etwas da sein.
Denn jedem von uns passieren im Leben Dinge, die wir so niemals haben wollen. Und doch haben sie genau den Grund, uns zu uns selbst zu führen. Alles loslassen zu können, auch die Erwartung an uns. Uns zu verlieren, um zu uns zu finden. All das ist nur durch Schmerz möglich.
Um dann zu erkennen – wie Eckhart Tolle schon sagte:
Leid ist solange nötig, bis du erkennst, dass es nicht nötig ist.
Denn wenn wir durch den Schmerz durch sind, uns all unseren Ängsten und Trauma gestellt haben, verliert all das, was uns so schmerzvolles passiert, plötzlich an Bedeutung. Wichtig sind nur wir.
…und manche haben eben irgendwann keine Wahl mehr, als sich dem zu stellen – da entscheidet der Körper, wann es an der Zeit ist.
Darum trage ich meinen Teil dazu bei, Traumaheilung und spirituelles Erwachen zu normalisieren. Zu ent-tabuisieren.